Ergebnispräsentation

Berkheim: Die Eingemeindung nach Esslingen

Ausstellungsabteilung Berkheim, Foto: Daniela Wolf

Am 1. Mai 1974 wurde Berkheim nach Esslingen eingemeindet. Dabei hatte sich der Ort nach dem 2. Weltkrieg prächtig entwickelt: die Zahl der Einwohner war von 2.500 auf 7.500 gestiegen. Betriebe hatten sich angesiedelt und zahlten Gewerbesteuer. Zu Beginn der 70er Jahre gehörte Berkheim, gemessen an der Steuerkraft, zur Spitzengruppe der Gemeinden im Landkreis. Deswegen wurde in Berkheim die Eingemeindung abgelehnt. Trotzdem ist sie erfolgt, weil es auf Landesebene so gewollt war. Über 20 Jahre später machte die Gründung einer Bürgerinitiative deutlich, dass man sich in Berkheim mit dieser Eingemeindung nicht abgefunden hatte.

Deswegen habe die Berkheimer Stadtgefährten „Eingemeindung“ zu ihrem Thema gemacht. Dabei stellte sich heraus, dass es schon in der Zeit des Nationalsozialismus einen Eingemeindungsvertrag mit Esslingen gegeben hatte.

Vier Untergruppen haben an dem Thema gearbeitet:

  • Zeit des Nationalsozialismus 1936 – 1941
    (Johannes Kleinhans, Carsten Krinn, Günter Wagner)
  • Zeit der Gebietsreform 1968 – 1975
    (Stephan Herdtle, Helmut Thienwiebel)
  • Organisierter Protest 1995 – 2009
    (Stephan Herdtle, Gotthard Kleinknecht, Michael Jakob, Walter Lazarek)
  • Aktuelle Entwicklung
    (Michael Jakob, Frank Kalmbach, Peter Kühn, Walter Lazarek)
    Ein Fragebogen, der dazu entworfen worden war, konnte leider nicht verteilt werden, weil sich verantwortliche Personen im Stadtmuseum dagegen aussprachen.
Im Zentrum befindet sich Berkheim, im äußeren Kreis finden sich die umliegenden Orte: Esslingen mit Stadtteilen Zollberg, Oberesslingen und Sirnau, Denkendorf, Nellingen - Berkheim als "Nabel der Welt"

Das Bild von Gotthard Kleinknecht „Berkheim in der Mitte der umliegenden Gemeinden“ zeigt, wie eng die Beziehungen Berkheims zu den benachbarten Orten sind. Denn der Filderort Berkheim bleibt Verbindungsglied Esslingens auf die Filder.

Abbildungen:
Stadtarchiv Esslingen, Stadtplanungs- und Stadtmessungsamt Stadt Esslingen, Städtische Museen, Heimatarchiv Berkheim e. V., Michael Saile, Privat 

Berkheim in der Zeit bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts

Berkheim bis 1800 – ein kleiner Filderort im Abseits

Berkheim Anfang des 19. Jahrhunderts

Die „Lebenswege“ Berkheims führten auf die Filder – nicht hinunter ins Neckartal. Esslingen war „trockenen Fußes“ nur über die Pliensaubrücke zu erreichen. Dennoch gab es zahlreiche Beziehungen zur nahegelegenen Reichsstadt. Mit ihr verband Berkheim eine lange Grenze. Streitigkeiten, bei denen es meist um den Sirnauer Wald und die Neckarauen ging, waren daher vorprogrammiert. Esslingen war auf das Neckartal und seinen sonnigen Nordhang ausgerichtet. Hier verlief auch die wichtige Hauptstraße. Der Fluss und der steile Waldhang zur Filderebene trennte die Stadt von den Berkheimer Filderbauern.

Topographische Lage: Berkheim unten rechts am Rand der Filderebene, am linken Bildrand die Reichsstadt Essilngen

Schon damals war der Ort nicht selbständig. Die erste urkundliche Erwähnung 1190/91 legte fest, dass die Einkünfte des Kirchengutes an das Kloster Denkendorf gingen und dieses für Berkheim zuständig war.

Die Zeit der Industrialisierung

Blick auf die Fabrikanlage der Kammgarnspinnerei Merkel & Kienlin vom Eisberg aus gesehen.Im Vordergrund der Alicensteg, der den Arbeitern eine erhebliche Wegabkürzung ermöglichte.

Seit dem 19. Jahrhundert dehnte sich Esslingen im Zuge der Industrialisierung mächtig aus. Die dortigen Betriebe waren nicht an der Entwicklung des Filderdorfes, sondern an den dort vorhandenen Arbeitskräften interessiert. Sinnbild dafür ist der Alicensteg (1891), der zwar Fußgängern, aber keinen Fahrzeugen den Neckarübergang ermöglichte.

Bis 1850 hatten sich viele Berkheimer als Weber ein Zubrot zur Landwirtschaft verdient. Nun endete die Zeit der Webstühle im Dorf , das sich mehr und mehr zum Arbeitervorort der Industriestadt Esslingen entwickelte. 

Weberwerkstatt nach den "30 Werkstätten der Handwerker" aus dem Verlag J. F. Schreiber

Wie kein anderer Filderort versorgte Berkheim die Fabriken in der Stadt mit Arbeiterinnen und Arbeitern. So war es ganz natürlich, dass seit 1900 die Zusammenarbeit mit Esslingen beim Ausbau der Infrastruktur voranging: Planungen zum Anschluss an die Straßenbahn Esslingen-Nellingen-Denkendorf (1924), Vertrag über die Gasversorgung und Kanalisierung der Ortsstraßen (1925), Verlängerung des Vertrages mit der Neckarwerke AG bis 1954 und der Vertrag zur Wasserentnahme auf Esslinger Gemarkung und Erstellung eines Pumpenhauses (1934).

Die Zeit des Nationalsozialismus 1933-1945

Raumplanung in den 1930er Jahren

Die Kreis- und Gemeindereform Mitte der 1930er Jahre basierte u.a. auf einer wissenschaftlich begründeten, aktiven Raumordnungs- und Strukturpolitik, deren Anfänge in den 1920er Jahren lagen. Mit der Neubildung und Vergrößerung des Landkreises Esslingen Mitte der 1930er Jahre ging die Forderung nach einer Stärkung der Stadt Esslingen in Bezug auf Größe der Markungsfläche sowie der Zahl der Einwohner und Arbeitsplätze einher.

Ursprünglich favorisierten die Stadt Esslingen und die übergeordneten Behörden mit der Eingemeindung von Deizisau, Altbach und Zell die räumliche Entwicklung der Stadt entlang des Neckars in Tallängsrichtung. Eine Entwicklung entlang der Nord-Südachse Schurwald-Neckartal-Filderebene war zwar ab 1937/38 im Gespräch, sollte aber zunächst zurückgestellt werden.

Berkheim als „Opfer“ Esslinger Großstadtgelüste – der Eingemeindungsvertrag von 1941

Angesichts der räumlichen Entwicklungspotenziale Esslingens bis Ende der 1930er Jahre war eine Eingemeindung Berkheims vor dem Krieg nicht erforderlich. Der Stadt standen genügend Wohn- und Gewerbeflächen zur Verfügung. Berkheim hingegen konnte vor dem Krieg keine gewerblichen Flächen vorweisen, auch war es verkehrlich sehr schlecht an Esslingen angebunden. So lässt sich vermuten, dass die Stadt die Gunst der Stunde für eine „Flächenbevorratung“ für die Zeit nach dem Krieg nutzte.

Zwar versuchte man in Esslingen schon 1938 neben Zell auch Altbach, Deizisau, Berkheim und Nellingen einzugemeinden, doch entschieden Reichsstattalter und Innenministerium 1939, dass davon nur Zell und Berkheim betroffen sein sollten. Nach Bekanntwerden dieser Pläne gab es in Berkheim massive Proteste, die aber erfolglos blieben 1941 unterschrieben der Bürgermeister von Berkheim und der Oberbürgermeister von Esslingen den Eingemeindungsvertrag. Dieser enthielt allerdings den Zusatz: Inkrafttreten nach Kriegsende.

Zeit der Gebietsreform 1968-1975

Die Gemeindereform in Baden-Württemberg

Luftaufnahme Berkheims vom Norden, im Vordergrund die Konrad-Adenauer-Brücke, die Aufsteigsstraße ist noch nicht gebaut, 1970er Jahre

Die Vorarbeiten zur Gemeindereform in Baden-Württemberg begannen Ende der 1960er Jahre, Anfang der 1970er Jahre nahm sie konkrete Züge an und wurde bis 1975 abgeschlossen. Sie sollte angesichts der geänderten gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Erfordernisse an die Verwaltung durch die Zusammenlegung von Verwaltungseinheiten effizientere Verwaltungsstrukturen schaffen.

Neubau des Rathauses, Gemeindezentrums, Anfang 1970er Jahre

Für den mittleren Neckarraum sah die Zielplanung von 1973 Verwaltungseinheiten von 20.000 Einwohnern vor, die kleinste Einheit sollten Gemeinden mit mindestens 8.000 Einwohnern bilden. Davon war im Zielplanungsentwurf auch Berkheim betroffen. Von zuvor 3.379 selbständigen Gemeinden im Land sollten 1.111 übrig bleiben. Für die neu geschaffenen Verwaltungseinheiten entstanden 165 neue Namen (z. B. Ostfildern).

1971/1972 – erste Überlegungen

Schon im Rahmen der Kreisreform gab es Gedanken, einen Stadtkreis Esslingen zu gründen. In ihm sollten auch die umliegenden Gemeinden aufgehen, was diese im März 1971 ablehnten. Alternativ sollten größere Verwaltungsräume gebildet werden. Hierzu waren unterschiedliche Arten der Zusammenarbeit (z. B. als Nachbarschaftsverband) vorgesehen. Eine solche Kooperation befürwortete der Gemeinderat Berkheim für bestimmte, überörtliche Fragen, wollte aber ansonsten angesichts der Größe der Gemeinde an der eigenen Selbständigkeit festhalten.

Da die Stadt Esslingen einen Verwaltungsverband mit den Gemeinden im Umland anstrebte, planten Nellingen, Denkendorf, Ruit und Neuhausen im November 1972 eine Kooperation als „Ostfilderstadt“. In Berkheim war man überzeugt, dass eine Beteiligung daran angesichts zahlreicher Verflechtungen mit Esslingen nicht genehmigt würde. Doch war man unter der Voraussetzung der eigenen Selbständigkeit bereit, einen Nachbarschaftsverband mit der Stadt einzugehen.
 

1973 – Kein Weg zurück – letzte Versuche die Selbständigkeit zu erhalten!

Bis Anfang Mai mussten die von der Gemeindereform betroffenen Gemeinden eine Stellungnahme hierzu abgeben. Zuvor fand am 11. April eine Informationsveranstaltung für die Bürger/innen Berkheims statt. Eine hierfür durchgeführte Befragung kam zu dem Ergebnis, dass die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung (90%) für den Erhalt der Selbständigkeit war. Sollte dies nicht möglich sein, war jeweils etwa ein Drittel der Befragten für die Eingemeindung nach Esslingen, den Zusammenschluss mit Denkendorf oder den Beitritt zu „Ostfilderstadt“. Daraufhin lehnte der Gemeinderat ohne Gegenstimmen den Zielplanungsentwurf der Landesregierung ab.

Dessen ungeachtet beschloss der zuständige Landtagsausschuss am 9. Juli, dass Berkheim nach Esslingen eingemeindet werden solle. Damit war die Entwicklung nicht mehr aufzuhalten. Um die bestmöglichen Ergebnisse für Berkheim zu erzielen, wurde eine Einigung auf freiwilliger Basis angestrebt. Die Verhandlungen begannen noch im Sommer und dauerten bis Anfang Dezember.

1973 – Fügung ins Unvermeidliche

In der Gemeinderatssitzung vom 19. Dezember verwies Bürgermeister Wilhelm Deuschle auf die hohe emotionale Bedeutung des Verlustes der Selbständigkeit und der Eingemeindung für viele Bürger/innen. Ihre Vorteile sah er vor allem für die aufnehmende Stadt, die aus Berkheimer Sicht angesichts der wirtschaftlichen und öffentlichen Lage des Ortes große Zugewinne erziele.

Hieraus leitete er den Anspruch auf einige vertragliche Sonderregelungen (Ortschaftsverfassung, gesicherte Vertretung im Gemeinderat, unechte Teilortswahl, Beibehaltung von Verwaltungseinrichtungen und eine Garantie für Investitionen) ab. Da die Eingemeindung unvermeidbar sei, sei der Gemeinderat bestrebt gewesen das bestmögliche Ergebnis für Berkheim zu erzielen und habe daher nicht die zwangsweise Eingemeindung zum 1. Januar 1975 abgewartet.

Der Gemeinderat stimmte mit 14:2 Stimmen dem Eingliederungsvertrag zu, der nach der gesetzlich vorgeschriebenen Bürgeranhörung endgültig beschlossen werden sollte.

1974 – Vollzug der Eingemeindung

In der Nacht nach der Eingemeindung hissten Berkheimer "Patrioten" der Legende nach eine schwarze Fahne am alten Rathaus. Diese wurde sofort wieder entfernt.

Anfang Januar erhielten alle Haushalte einen Entwurf der Eingemeindungsvereinbarung mit Esslingen. Dies diente der Vorbereitung der Bürgeranhörung am 20. Januar. In seinem Begleitbrief bat Bürgermeister Deuschle die Bürger – trotz der vielfach verbreiteten Vorbehalte – zuzustimmen.

Das Abstimmungsergebnis mit 72 Prozent für die Eingemeindung folgte dieser Empfehlung. Daraufhin beschloss der Gemeinderat noch im Januar ihren Vollzug auf freiwilliger Basis.

Am 6. März genehmigte er den Eingliederungsvertrag. Zuvor gaben die Räte ihrer Auffassung Ausdruck, dass der erwünschte Erhalt der Selbständigkeit angesichts der unumkehrbaren landespolitischen Vorgaben nicht mehr möglich war. Daher habe man sich für die Einwilligung auf freiwilliger Basis entschieden. Die Eingemeindung wurde zum 1. Mai 1974 vollzogen – Berkheim war nun Stadtteil Esslingens.

erste und letzte Seite (von 13) des von beiden Bürgermeistern unterschriebenen Eingemeindungsvertrags

Organisierter Protest und aktuelle Entwicklung 1994-heute

1994-2000 – Organisierter Protest

Luftbild von Berkheim, 2019

Nach 20 Jahren sollte die Wirkung der Gemeindereform überprüft werden. Doch schon zuvor war sie – nicht nur in Berkheim – ein heiß umstrittenes Thema. Der „Legende“ nach hatten Berkheimer „Patrioten“ bereits in der Nacht zum 1. Mai 1974 eine schwarze Fahne am Rathaus gehisst. Sie wurde allerdings prompt wieder entfernt. 1993 entstand ein „Landesverband zur Korrektur der Kommunalreform in Baden-Württemberg“, der 1999 in Berkheim tagte. Daran nahm auch der heutige Ministerpräsident Winfried Kretschmann teil, da die „Grünen“ eine Korrektur der Reform befürworteten.

Stand der Bürgerintitative Berkheim beim Meisenfest, 1990er Jahre

Eingeladen hatte die 1996 gegründete „Bürgerinitiative Berkheim“, deren Ziel die Aufhebung der Eingemeindung war. Bei den Ortschaftsratswahlen 1999 trat sie als „Wählervereinigung Bürgerinitiative Berkheim“ (WVB) an und erhielt 3 von 18 Sitzen.

Die Versuche einiger Gemeinden, die Rückgängigmachung der Gemeindereform in Musterprozessen zu erstreiten, scheiterten allerdings schon im Vorfeld an den hohen Kosten und dem ungewissen Ausgang.

2000-2009 – Berkheim verliert seine Privilegien und wird zum Stadtteil

Die bei der Eingemeindung gemachten Zugeständnisse wurden − wie im §6 des Eingliederungsvertrags vorgesehen – regelmäßig auf ihre Beibehaltung hin überprüft. Dies betraf zunächst die Abschaffung der „unechten Teilortswahl“.

Die 2001 geplante Schließung der Ortsbücherei verhinderte der Einsatz ehrenamtlicher Mitarbeiter/innen. 2004 sollten Ortschaftsrat, Ortschaftsverfassung und Ortschaftsverwaltung aufgehoben werden. Um das zu verhindern, strebte der Ortschaftsrat eine Klage an, die aber nicht zustande kam. Stattdessen wurde die Ortschaftsverfassung als Kompromiss bis 2009 verlängert.

Bei der letzten Ortschaftsratswahl erhielt die WVB 2 von 14 Sitzen. Im selben Jahr wurde die Ortschaftsverfassung aufgehoben und das Rathaus geschlossen. Die WVB löste sich zum Jahresende 2009 auf. Seither besitzt Berkheim wie alle anderen Stadtteile lediglich einen Bürgerausschuss.

2010 bis heute – „Berkheim ist und bleibt halt Berkheim“

1. Mai Scherz: Aufkleber über das Ortsschild

Auch heute noch führen viele „Lebenswege“ der Berkheimer in die umliegenden Filderorte (Schulen, Einkaufsmöglichkeiten u.v.m.). Außerdem engagieren sich die Bewohner/innen sehr für ihren Stadtteil. Dies zeigt sich beispielsweise in dem überaus regen Besuch der Bürgerversammlungen vor Ort.

Für das Wohl des Stadtteils setzen sich Bürgerausschuss, Bürger/innen sowie Vereine und Initiativen ein. Besonders erfolgreich waren zum Beispiel deren gemeinsamen Bemühungen für den Erhalt des Hallenfreibads. Heute geht es dabei nicht mehr so sehr um die Frage der Eingemeindung, sondern um einzelne Punkte, die das Leben im Stadtteil betreffen.

Ausführliche Chronik zur Eingemeindung

Jahr Tag/Monat Ereignis
1950er Jahre   Nach dem zweiten Weltkrieg wurden die Bemühungen der 1930er Jahre um die Eingemeindung Berkheims nach Esslingen nicht weiter verfolgt. In Baden-Württemberg gab es Bemühungen zur Modernisierung der Verwaltung unter dem Aspekt sozioökonomischer „Raumschaften“. Damit sollten kleinräumige Verwaltungsstrukturen der Vergangenheit effizienter werden.
1956   Bildung eines vorläufigen „Beirats für Landesplanung“, der erst 1965 durch einen „Landesplanungsrat“ ersetzt wird.
1962   Die Ende der 1950er begonnenen Arbeiten an einem Landesentwicklungsplan kommen nicht voran. Dies änderte sich erst mit der Verabschiedung des „Landesplanungsgesetzes“, das den Gegenstand und die Aufgaben der Landesplanung festlegt. Federführend für die Durchführung sind Innenministerium und Regierungspräsidien.
1965 April Der Bundestag verabschiedet ein „Raumordnungsgesetz“, das die übergeordneten Rahmenbedingungen festlegt und einen weiteren Impuls gibt.
1967 26. September: Mit dem Entwurf des „Gesetzes zur Stärkung der Verwaltungskraft kleinerer Gemeinden“ wird die Gemeindereform eingeleitet. Am Ende werden von einst 3.379 selbständigen Gemeinden in Baden-Württemberg noch 1.111 Kommunen übrig sein. Im Rahmen der Überlegungen zu einer Kreis- und Gemeindereform werden die Landkreise um eine Stellungnahme zur Zielplanung gebeten.

1968
7. März Der Landtag verabschiedet das „Gesetz zur Stärkung der Verwaltungskraft kleinerer Gemeinden“. Dieses ermöglicht den Zusammenschluss kleinerer Gemeinden.
1970 28. Juli Das „Zweite Gesetz zur Stärkung der Verwaltungskraft kleinerer Gemeinden“ bietet den betroffenen Gemeinden in Form der Ortschaftsverfassung Möglichkeiten der Mitwirkung in den künftig entstehenden Kommunen.
  16. September In ihrer Regierungserklärung kündigt die Landesregierung eine Zielplanung zur Gemeindereform für das Jahr 1971 an.
Oktober: es folgt der Entwurf eines „Gesetzes zur Verwaltungsreform“ der Landkreise.
1971   Es beginnt die freiwillige Phase der Gemeindereform, die es Gemeinden ermöglicht, sich freiwillig zusammenzuschließen (Beispiel: 1971 Zusammenschluss von Thomashardt und Hegenlohe zu Lichtenwald). Dadurch gelingt es vielen kleinen und kleinsten Gemeinden, ihre nominelle Selbständigkeit zu erhalten. Sie sind faktisch aber zwingend Mitglied eines Verwaltungsverbandes.
  19. März Der Reformausschuss des Landtags beschließt den Zusammenschluss der bisherigen Landkreise Nürtingen und Esslingen. Kreissitz soll Nürtingen sein. Für Esslingen gibt es Überlegungen zur Bildung eines Stadtkreises, der die umliegenden Gemeinden einschließen soll. Dies stößt auf den Widerspruch der betroffenen Gemeinden. Das Kreisreformgesetz wird am 23. Juli beschlossen und legt die heutigen Landkreisgrenzen fest.
  24. März Der Berkheimer Gemeinderat betont, dass die Grundlage einer engen Zusammenarbeit in bestimmten Bereichen die Selbständigkeit der Gemeinde ist.
  Mai/Juni In Berkheim sieht man die einzige Möglichkeit, die Selbständigkeit zu erhalten in der Gründung eines Nachbarschaftsverbandes als Verwaltungsgemeinschaft. Entsprechende Gespräche werden jedoch 1972 abgebrochen.
1972 30. November In der vorbereitenden Stellungnahme zur 2. Zielplanung der Landesregierung stellt Bürgermeister Deuschle fest, dass die Stadt Esslingen im Zuge der Reform bestrebt sei, ihr Gebiet auszudehnen. Daher bestehe die Gefahr einer Eingemeindung. Durch den geplanten Zusammenschluss von Nellingen, Ruit, Denkendorf und Neuhausen zu „Ostfilderstadt“ rücke Berkheim noch näher an Esslingen. Die Haltung der Gemeinde beruht auf drei Maßgaben: 1. Die Selbständigkeit soll beibehalten werden, 2. Die Zusammenarbeit mit Esslingen soll durch einen Nachbarschaftsverband erfolgen und 3. wird damit den zahlreichen Verflechtungen zwischen den beiden Kommunen Rechnung getragen.
  4. Dezember 2. Anhörung zur Zielplanung für den Kreis Esslingen in Wernau.
1973   Abschluss der Zielplanung des Landes
  1. Januar Die Landkreise Nürtingen und Esslingen werden im Rahmen der Kreisreform zusammengelegt, Kreissitz ist Esslingen. 
  7. März Da die Zielplanung der Landesregierung für Esslingen und sein Umland einen Trend zur Orientierung auf die Landeshauptstadt feststellt, überlegen die betroffenen Kommunen und der Landkreis, wie sie diese Entwicklung abwenden können. Die Gemeinden streben die Bildung eines Nachbarschaftsverbandes an, um ihre Selbständigkeit behalten und ihre Zusammenarbeit verstärken zu können. Innerhalb dessen wollen sie selbständige Teilverwaltungen bleiben.
  15. März Das Innenministerium gibt die Grundsätze für die Zielplanung bekannt. Es sollen im mittleren Neckarraum Verwaltungseinheiten mit mindestens 20.000 Einwohnern gebildet werden, die als Nachbarschaftsverband mit Stuttgart verbunden sind. Für Berkheim ist die Aufgabe der Selbständigkeit und die Eingemeindung nach Esslingen vorgesehen, obwohl die Gemeindegröße mit 7.100 Einwohnern nach Ansicht des Gemeinderats für eine erfolgreiche Bewältigung der Aufgaben ausreiche. Die betroffenen Gemeinden sollen bis Anfang Mai eine Stellungnahme abgeben.
  11. April Auf der im Vorfeld vom Gemeinderat beschlossenen Bürgerversammlung soll die Bevölkerung informiert werden und die Gelegenheit zur Aussprache gegeben werden. Hierzu versammelten sich rund 400 Bürger/innen in der Arbeitervereinshalle. Bei dieser Gelegenheit und im Vorfeld im Mitteilungsblatt wird eine Befragung mit 1049 Teilnehmern durchgeführt. Die schriftliche Umfrage ergab folgende Ergebnisse:Für die beste Lösung hielten 90,4% den Erhalt der Selbständigkeit, 6,3% befürworteten die Eingemeindung nach Esslingen, 2% den Anschluss an „Ostfilderstadt“ und 1,3% den Zusammenschluss mit Denkendorf. In einer zweiten Frage wurde abgefragt, welches die zweitbeste Lösung sei, wenn Berkheim nicht selbständig sein könnte:Hier waren 30,8% für den Vorschlag der Landesregierung - die Eingemeindung nach Esslingen, 30,1% für den Anschluss an „Ostfilderstadt“ und 35,1% für den Zusammenschluss mit Denkendorf. 4% stimmten auch dann noch für die Selbständigkeit.Alle Redner auf dieser Veranstaltung befürworten die Selbständigkeit, waren aber bereit, mit den Nachbargemeinden zu kooperieren. Dies bestätigte die bisher von Bürgermeister und Gemeinderat gezeigte Haltung.
  12. April Direkt nach der Bürgerversammlung beschließt der Gemeinderat einstimmig seine Stellungnahme zum Zielplanungsentwurf. Darin lehnt er die Pläne der Landesregierung ab, fordert die weitere Selbständigkeit bei gleichzeitiger Kooperation im Rahmen eines Nachbarschaftsverbandes und verweist darauf, dass die geplante Eingemeindung nicht dem Willen der Bevölkerung entspreche.
  16. Mai Bei einem Gespräch in Esslingen erfahren die Vertreter der umliegenden Gemeinden, dass die Stadt Esslingen die Pläne der Landesregierung grundsätzlich akzeptiere.
  Anfang Juli Der Landtagsausschuss für die Verwaltungsreform empfiehlt für die Durchführung der Gemeindereform die Eingemeindung von Berkheim (und Zell).Die Landesregierung folgt dieser Empfehlung am 19. Juli. Damit ist die Eingemeindung nicht mehr zu vermeiden. Ein vom Innenministerium erarbeiteter Gesetzentwurf soll bereits zum 1. Oktober 1973 in Kraft treten. Seine Bestimmungen schränken die Handlungsspielräume der von den Eingemeindungen betroffenen Gemeinden bei Investitionen und Personalentscheidungen erheblich ein. Zum 31. Dezember 1974 soll die Möglichkeit freiwilliger Zusammenschlüsse wegfallen.
  11. Juli Verwaltung und Gemeinderat wollen daher den Weg einer freiwilligen Einigung mit Esslingen gehen, um möglichst viele Zugeständnisse für Berkheim zu erreichen. Allerdings nicht sofort. 
  15. August In Anbetracht der durch das Gesetz zum Abschluss der Gemeindereform absehbaren Einschränkungen fasst der Gemeinderat den Beschluss, die Einwohnerschaft so gut wie möglich mit öffentlichen Einrichtungen zu versorgen. Beispielsweise wird die Planung des Hallenfreibads um ein Sportbecken ergänzt.
  31. August Der Gemeinderat überlegt im Vorfeld der Beratungen mit Esslingen, welche Möglichkeiten bestehen, um die besten Bedingungen zu erzielen. Hierzu werden Erkundigungen und Beispiele aus anderen Gemeinden – die zum Teil die Eingemeindungen schon vollzogen haben – eingeholt.
  Herbst Die Verhandlungen über den Eingemeindungsvertrag laufen und sind bis Anfang Dezember abgeschlossen.
  5. Dezember Der Gemeinderat diskutiert den Entwurf des Eingemeindungsvertrags. Er besteht aus dem eigentlichen Eingliederungsvertrag, einem Zusatzvertrag und einer Beschreibung der Gemeinde Berkheim. Der Gemeinderat kommt zu dem Ergebnis, dass der Entwurf in dieser Form annehmbar ist. Er soll am 19. Dezember beraten und die endgültige Entscheidung nach der gesetzlich vorgeschriebenen Bürgeranhörung am 20. Januar 1974 getroffen werden.
  19. Dezember Beratung des inzwischen von der Stadt Esslingen in allen entscheidenden Gremien gebilligten Vertragsentwurfes. Bürgermeister Deuschle verweist auf die großen Auswirkungen der Sitzung für Berkheim, die für die Beteiligten und die Bevölkerung „kein freudiger Anlass“ sei. Er sieht aber durchaus die Notwendigkeit in die Zukunft zu blicken. Vorteile der Gemeindereform könne er für die Gemeinde keine sehen. Sie lägen vor allem bei der Stadt Esslingen, die einen erheblichen Zugewinn an Entwicklungsmöglichkeiten, Einwohnern und Finanzkraft erhalte. Daher lege man auf einige Sonderregelungen Wert (Ortschaftsverfassung, unechte Teilortswahl als Garant für die Vertretung im Gemeinderat, Beibehaltung einer bürgernahen Verwaltung, Entwicklungs- und Investitionsgarantien). Da manche Gemeinderäte Bedenken bezüglich einer Investitionsgarantie und einer möglichen Abschaffung der Ortschaftsverfassung sahen, hatte man noch versucht den Vertrag entsprechend zu ändern, was aber an der Haltung der Stadt Esslingen scheiterte, der zufolge keine wesentlichen Änderungen mehr vorgenommen werden könnten. So sei man dennoch der Überzeugung, mit dem Vertragsentwurf die bestmöglichen Bedingungen in Anbetracht der Situation erzielt zu haben. Mit 14:2 Stimmen wird der Entwurf gebilligt, der endgültige Beschluss soll nach der Bürgeranhörung gefasst werden.
1974 20. Januar Bürgeranhörung in Berkheim. Die Fragestellung lautet: „Sind Sie für die Eingliederung der Gemeinde Berkheim in die Stadt Esslingen am Neckar?“. Der Versuch, die Frage auf die Eingliederungsvereinbarung zu beziehen, scheiterte an den rechtlichen Vorgaben der Landesregierung. Im Vorfeld erhielten alle Haushalte den Vertragsentwurf und einen Brief von Bürgermeister Deuschle. Darin legt er dar, warum man bisher für die Beibehaltung der Selbständigkeit gewesen sei, empfiehlt aber - nachdem man alle Chancen und Risiken betrachtet habe – die Frage mit „Ja“ zu beantworten. Dem entsprechen 72,4% der abgegebenen Stimmen. Mit Nein stimmen 27,6% (bei einer Wahlbeteiligung von 32,1%).
  30. Januar Der Gemeinderat beschließt mit 11:3 Stimmen, dass die Eingemeindung auf der Basis des Eingemeindungsvertrages des bestehenden Entwurfes und der Freiwilligkeit erfolgen solle.
  6. März Endgültige Beschlussfassung über den Eingliederungsvertrag. Alle Fraktionen betonen ihren bei den Verhandlungen gezeigten Willen, solange dies möglich schien, auf der Selbständigkeit der Gemeinde zu beharren. Dies sei am Festhalten der Landesregierung und des Landtags an den für Berkheim im Rahmen der Gemeindereform getroffenen Entscheidungen gescheitert. Daher habe man sich für die freiwillige Eingliederung auf der Basis des ausgehandelten Eingliederungsvertrages entschieden, der „das kleinere Übel“ im Vergleich zur gesetzlichen Eingemeindung sei. Der Vertrag wird mit 13:2 Stimmen angenommen.
  12. März Der von Berkheim gewünschte Eingemeindungstermin zum 1. Juni 1974 wird angesichts der bevorstehenden Oberbürgermeisterwahl in Esslingen am 9. Juni auf den 1. Mai 1974 verlegt. Dies soll den Berkheimern die Teilnahme daran ermöglichen. Der Gemeinderat stimmt mit 10:5 Stimmen der Einbeziehung in den Nachbarschaftsverband Stuttgart zu.
  3. April Unterzeichnung des Eingemeindungsvertrages
  30. April/1. Mai Der „Legende“ nach hissen nachts aus Protest gegen die Eingemeindung nach Esslingen „Berkheimer Patrioten“ am Rathaus eine schwarze Fahne. Dies habe Bürgermeister Deuschle mitbekommen und habe sie umgehend wieder entfernen lassen.
  1. Mai Berkheim wird Stadtteil von Esslingen
1993   Einige der von der Kommunalreform betroffenen Gemeinden schließen sich im Vorfeld der nach 20 Jahren vorgesehenen Überprüfung der Ergebnisse der Kommunalreform zu einem „Landesverband zur Korrektur der Kommunalreform in Baden-Württemberg“ zusammen.
1996   Berkheimer „Widerständler“ gründen im Frühjahr die „Bürgerinitiative Berkheim“. Ihr Ziel ist es, die Eingemeindung rückgängig zu machen.
1997   Abschaffung der „unechten Teilortswahl“. Dies erfolgt in vielen Gemeinden vor allem aufgrund der hohen Fehlermöglichkeiten dieses Wahlverfahrens. Es versucht, die Verhältnisse in Teilorten größerer Kommunen abzubilden und wurde bereits in den 1950er Jahren eingeführt. Im Zuge der Gemeindereform der 1970er Jahre bekam es größere Bedeutung, da viele eingemeindete Kommunen befürchteten, dass ihre Belange künftig nicht mehr vertreten seien. Seit 1975 nahm die Zahl der Kommunen, in denen dieses Wahlverfahren angewandt wird, stark ab. Von damals 717 Gemeinden auf 438 bei der Kommunalwahl 2014.
1999   Die Bürgerinitiative ist Gastgeber einer Tagung des „Landesverbandes“, an der auch der heutige Ministerpräsident Winfried Kretschmann teilgenommen haben soll. Im selben Jahr formiert sich aus der Bürgerinitiative die „Wählervereinigung Bürgerinitiative Berkheim“ (WVB), die bei der Ortschaftsratswahl 3 von 18 Sitzen erreicht.
2001   Die geplante Schließung der Ortsbücherei wird durch das Engagement ehrenamtlicher Bürger/innen verhindert. Erstmals wird über eine Schließung der Osterfeldhalle und des Hallenfreibads diskutiert.
2004   Die von mehreren von der Gemeindereform betroffenen Gemeinden eingereichten Klagen zu ihrer Rückgängigmachung scheitern wegen hoher Prozesskosten und dem ungewissen Ausgang. Auch die WVB gibt daher ihr Ziel auf, die Selbständigkeit Berkheim wieder zu erlangen. Als die Ortschaftsverfassung und Ortschaftsverwaltung aufgehoben werden sollen, strebt der Ortschaftsrat eine Klage an, um dies zu verhindern. Soweit kommt es jedoch nicht. Im Gegenzug wird die Ortschaftsverfassung bis 2009 verlängert. Bei der letzten Ortschaftsratswahl vor Aufhebung der Ortschaftsverfassung gewinnt die WVB 2 von 14 Sitzen.
2007   Engagierte Bürgerinnen und Bürger verhindern die Schließung der Sauna im Hallenfreibad.
2009   Ortschaftsverfassung und Ortschaftsrat werden abgeschafft, das Berkheimer Rathaus wird geschlossen. Wie alle anderen Stadtteile erhält Berkheim einen Bürgerausschuss, der die Aufgaben des Ortschaftsrates übernimmt. Die WVB löst sich zum Jahresende auf.
Im September protestieren die Bürgerinnen und Bürger gegen die Schließung der Osterfeldhalle
2010   Schließung des Bürgerbüros. Weitere Überlegungen zur Schließung der Osterfeldhalle werden angestellt. Dagegen wehren sich nicht zuletzt die Berkheimer Vereine. Um die Schließung des Hallenfreibades zu verhindern sammelt eine Unterschriftenaktion mehr als 12.000 Unterschriften gegen diese Pläne.
2011   Die Werkrealschule wird geschlossen. In dem Gebäude befinden sich die Grundschule und eine Kindertagesstätte.
2013   Beschluss des Gemeinderates, das obere Becken des Hallenfreibades zu schließen, der kurzfristig umgesetzt wird.
2016   Die konkreter werdende Schließung des Hallenfreibades wird durch gemeinsame Aktionen des Bürgerausschusses, der Initiative attraktives Berkheim und vieler Bürgerinnen und Bürger verhindert.
2017-heute   Sanierung des „Sees“ und des Hallenfreibads

Thesen zur Eingemeindung

1. Die Eingemeindung Berkheims nach Esslingen wurde nicht erst im Zuge der Gemeindereform der 1970er Jahre angestrebt, sondern erste Bestrebungen gab es schon in den 1930er Jahren.

2. Die Gemeinde Berkheim vertrat im Verlauf der Gebietsreform den Standpunkt, ihre Selbständigkeit zu erhalten. Hierzu war sie zu Zugeständnissen in der Zusammenarbeit mit benachbarten Kommunen bereit.

3. Eine Orientierung zur geplanten „Ostfilderstadt“ wurde als schwierig gesehen, da stärkere Verflechtungen mit der Stadt Esslingen gesehen wurden. Daher gab es keine ernsthaften Gespräche in diese Richtung. Auch andere Möglichkeiten (Zusammenschluss mit Deizisau, Selbständigkeit wie Denkendorf, Deizisau und Altbach) wurden nicht realisiert.

4. Ein großer Teil der Bürger/innen lehnte die Eingemeindung ab und brachte dies in der Bürgerversammlung 1973 mit 90,4% der Stimmen deutlich zum Ausdruck. Bei der gesetzlich vorgeschriebenen Bürgeranhörung 1974 stimmte dennoch eine Mehrheit für die Eingemeindung.

5. Gespräche über alternative Möglichkeiten zur Eingemeindung nach Esslingen wurden nicht oder nicht zu Ende geführt. Dies lag vermutlich an der Haltung der Landespolitik, die keine Zugeständnisse in dieser Frage machte. Daher beugte man sich der Macht der Tatsachen.

6. Bürgermeister und Gemeinderat von Berkheim sahen in der Eingemeindung keine direkten Vorteile, vielmehr sei der Nutznießer die Stadt Esslingen am Neckar. Daher bestanden sie auf Sonderregelungen im Rahmen der freiwilligen Eingliederungsverhandlungen, um die Belange Berkheims bestmöglich zu vertreten.

7. Bis Ende der 1990er Jahre genoss Berkheim die Vorteile der in der Eingliederungsvereinbarung getroffenen Regelungen, so dass der frühere Oberbürgermeister Ulrich Bauer nicht zu Unrecht Berkheim als „die Insel der Glückseligen“ bezeichnete.

8. Bemühungen zur Rückgängigmachung der Eingemeindung hatten landesweit keine Aussicht auf Erfolg. Dies gilt auch für Berkheim. Seit 1997 setzen sich die Bürgerinnen und Bürger, gemeinsam mit Ortschaftsrat (seit 2009 Bürgerausschuss), Bürgerinitiativen usw. engagiert für die Belange ihres Stadtteils ein

9. Manche „alteingesessene“ Berkheimerinnen und Berkheimer, sehen Berkheim als „Filial“ und nicht als Stadtteil auf Augenhöhe. Zugezogene beschäftigt diese Frage zumeist nicht. Berkheim ist und bleibt halt Berkheim!
 

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